Spielbericht 1. Mannschaft: TSG 1862/09 zittert sich zum Vize-Meister
Verbandsliga (30. Spieltag 30.05.2024) Eine 1:3-Niederlage gegen Spielberg reicht den Weinheimern, um Platz zwei zu verteidigen. Abschied von Trainer Abele, Teammanager Altig und sieben Spielern
TSG 1862/09 Weinheim – SV Spielberg 1:3 (0:2)
Originaltext aus den Weinheimer Nachrichten vom 31.05.2024
Weinheim. Das Wetter am frühen Donnerstagabend war in gewisser Weise ein Spiegelbild der gerade zu Ende gegangenen Saison aus Sicht von Fußball-Verbandsligist TSG 1862/09 Weinheim: Bis zur Halbzeitpause der Partie gegen den SV Spielberg schien die Sonne über dem Kunstrasenplatz des Sepp-Herberger-Stadions, ehe dunkle Wolken am Himmel aufzogen, die sich zehn Minuten vor Spielende schließlich in einem massiven Regenguss entleerten. Und als Schiedsrichter Stefan Schaller die Partie dann um kurz vor 19 Uhr zur Freude aller Beteiligten beendete, lachte schon wieder die Sonne über der Zweiburgenstadt. In fußballerischer Hinsicht durchlebten die Weinheimer um ihren scheidenden Trainer Marcel Abele in den vergangenen zehn Monaten indes ein wahres Wechselbad der Gefühle: Sie erwischten einen bärenstarken Saisonstart, überwinterten als Tabellenführer und hielten die Spitzenposition bis kurz vor Rundenende – auch wenn seit Ende März klar war, dass Abele Weinheim zur neuen Saison in Richtung VfR Mannheim verlassen wird. Drei Spieltage vor Schluss folgte in Bammental (0:1) dann jedoch der bittere Sturz auf Platz drei. Die Mannschaft zeigte anschließend gegen Reichenbach (1:0) und Bruchsal (2:0) jedoch noch einmal große Moral, kletterte zumindest wieder auf Platz zwei – obwohl der Verein just zwischen diesen beiden Spielen den Beschluss fasste, auf ein mögliches Aufstiegsrecht für die Oberliga Baden-Württemberg zu verzichten. Mindestens Platz zwei wollten die Mannen um Kapitän Yannick Schneider dennoch über die Ziellinie retten, mit mehr als einem Auge schielten sie am Donnerstag sogar noch einmal auf die Meisterschaft. Hierfür wären jedoch ein Unentschieden oder eine Niederlage des bereits feststehenden Aufsteigers FC Zuzenhausen gegen den FC Victoria Bammental sowie ein eigener Sieg gegen Spielberg vonnöten gewesen. Und die Dramaturgie des Badischen Fußball-Verbandes wollte es, dass Zuzenhausen um 15 Uhr vorlegen musste, während die Abele-Schützlinge um 17 Uhr nachlegen konnten. Gebannt verfolgten vor allem die TSG-Macher Peter Laudenklos (Sportlicher Leiter), David de Vega (Teammanager) und Kai Altig (der Teammanager wechselt am 1. Juli ins NLZ von Zweitligist Karlsruher SC) sowie Thomas Felber (stellvertretender Abteilungsleiter) vor dem eigenen Anstoß den Live-Ticker aus Zuzenhausen – und der gab zwischenzeitlich durchaus Anlass zur Hoffnung: Die frühe FCZ-Führung konterte Bammental in der 32. Minute mit dem 1:1, nach einer Stunde führte der Außenseiter gar mit 2:1. Dann aber durchkreuzten zwei weitere Tore des Aufsteigers die Weinheimer Hoffnungen, mit Beginn der Partie war klar, dass es fortan nur noch um Platz zwei gehen würde. Und hierbei stand nun ein echtes Finale an, schließlich hätte Spielberg mit einem Sieg mit mindestens drei Toren Differenz die Weinheimer auch noch vom Vize-Platz verdrängen können. Für Platz drei und den damit einhergehenden Startplatz in den Aufstiegsspielen für die Oberliga benötigte der SVS zumindest ein Unentschieden. Entsprechend zerfahren startete dann auch das Spiel. Die TSG 1862/09 dominierte das Geschehen, kam gegen die tief stehenden Gäste aber nur selten zu guten Möglichkeiten. Auf der Gegenseite machte Toptor jäger Fabian Geckle seinem Namen alle Ehre und ballerte seine Elf mit zwei Traumtoren (26., 41.) zur 2:0- Pausenführung. Noch hatte sich dadurch an der Tabellensituation nichts geändert, doch blies Abele mit der Einwechslung von Marlon Ludwig in der zweiten Spielhälfte zur Attacke. Nick Huller (52., 56.), der den Verein wohl ebenso wie Pasquale Marsal, Oliver Seitz, Nils Anhölcher, Christian Kuhn, Niklas Becker und Nik Schmid verlassen wird und entsprechend vor der Partie verabschiedet wurde, Ilya Ertanir (60., 63.) sowie Ludwig (64.) hatten den Anschlusstreffer bereits auf dem Fuß, doch erst David Keller sorgte in der 65. Minute im Anschluss an einen Eckball aus dem Gewühl fürs 1:2. „Jetzt sind wir am Drücker“, analysierte Abteilungs-Vize Thomas Felber die folgenden Minuten und auch Abele sprach nach der Partie von einer anhaltenden Drangphase seiner „Jungs“, denen er ohnehin eine „absolut ordentliche Leistung“ bescheinigte. Einziges Problem: Der verdiente Ausgleich wollte schlichtweg nicht gelingen. Stattdessen liefen die Weinheimer im Anschluss an eine eigene Ecke in einen Spielberger Konter. Marvin Gondorf sprintete fast über das gesamte Feld und lupfte den Ball schließlich zum 1:3 über den Chancenlosen TSG-Keeper Oliver Seitz (80.). Danach kam der große Regen, ein Fußballspiel war auf dem Kunstrasen kaum mehr möglich und die Spieler beider Mannschaften wollten nur noch eines: in die Kabine. Sie schoben sich gegenseitig den Ball zu und warteten eigentlich auf den Abpfiff. Nur der eingewechselte Amadou Bah wollte da offenbar nicht mitmachen, spritzte in einen Querpass und lief allein auf Seitz zu, der sich wiederum nur noch mit einem Klammergriff im eigenen Strafraum zu helfen wusste. Elfmeter. Und für Spielberg zugleich die große Chance zur Vize-Meisterschaft. Doch auf diese Weise wollten die Gäste wohl nicht Zweiter werden, weshalb Fabian Gondorf den Strafstoß Seitz in die Arme schob. „Großes Fair Play“, lobte ein völlig durchnässter Marcel Abele nach dem unmittelbar darauf folgenden Schlusspfiff die Aktion seines früheren Mitspielers bei der SpVgg Neckarelz. Am Ende hatten somit beide Teams Grund zur Freude: Die Weinheimer aufgrund der erzitterten Vize-Meisterschaft, die Abele als „sensationelle Leistung dieser tollen Truppe“ bezeichnete. Die Spielberger aufgrund einer herausragenden Rückrunde, die nun in den Relegationsspielen um den Oberliga-Aufstieg möglicherweise ihre Krönung findet. fran
Kader TSG Weinheim: Seitz; M. Kuhn, C. Kuhn, Ertanir (86. Walter), Huller, Schneider, Keller, Knauer (44. Zimmermann), Marsal (75. Jungmann), Schwöbel, Schmid (46. Ludwig)
Tore: 0:1, 0:2 Geckle (26., 41.), 1:2 Keller (64.), 1:3 M. Gondorf (80.)
Vorkommnis: F. Gondorf verschießt Foulelfmeter (90.).
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